Leitbild entwickeln
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Leitbild entwickeln

Was macht deine Schule aus? Wie stellt ihr euch das Zusammenleben und -arbeiten als "Schulfamilie"vor? Sich darüber bewusst zu werden hilft weiter.

Aufwand

12 Woche(n)

Schwierigkeit

für Geübte

Kosten

keine

Teamgröße

Kernteam: 5 pro Gruppe (Lehrer:innen, Eltern, SMV)

Ablauf

Wie erstelle ich ein Leitbild?

Wenn an einem Leitbild gearbeitet wird, werden verschiedene „mentale Modelle“, verschiedene ,,Bilder“ von der eigenen Schule reflektiert.

Was ist ein Leitbild?

Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen an der Schule.

Außerdem sind die im Leitbildprozess erarbeiteten Ziele und Wertvorstellungen sehr wichtig für die Qualitätsentwicklung und bieten die Basis für eine detaillierte Evaluation in einzelnen Bereichen des Schullebens. Dadurch beeinflusst das Leitbild ganz entscheidend die weitere Entwicklung der Schule. Die SMV sollte sich deshalb aktiv einbringen und die Sichtweise der Schüler:innen vertreten.

1. Vorbereitung und Einstieg in den Leitbildprozess

Die ganze SMV soll die Möglichkeit haben, sich in den Leitbildprozess einzubringen. In einer SMV-Sitzung

  • kann verdeutlicht werden, was das Leitbild für die Schulgemeinschaft bedeutet
  • kann formuliert werden, dass die Schülerschaft den Leitbildprozess will und unterstützt
  • können Gedanken der SMV' ler:innen zum Leitbild gesammelt werden
  • kann eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die offen für die Mitarbeit aller Schüler:innen ist

Die SMV-Arbeitsgruppe kann dann selbstständig Vorschläge zum Leitbild machen und zusammen mit Lehrer:innen und Eltern am Leitbildprozess arbeiten.

Es ist wichtig, von Anfang an eine hohe Beteiligung von Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen zu sichern.

Deshalb sollte die SMV immer auf die anderen Gruppen zugehen, wenn sie sich am Leitbild beteiligen möchte, um ihre Vorstellungen und Wünsche einzubringen, anstatt alleine eine Initiative zu starten . Wenn eine Möglichkeit gefunden wurde, wie die gemeinsame Arbeit am Leitbild organisiert werden kann, können sich die beteiligten Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen in einem ersten Schritt eine Vorstellung von den verschiedenen Funktionen eines Leitbildes erarbeiten und eigene Ideen dazu entwickeln. Da bei können auch die Erwartungen der verschiedenen Gruppen ein Bestandteil sein .

Damit alle informiert und kompetent mitarbeiten können, ist es wichtig

  • Fachbegriffe zu klären (Leitbild, Kern - und Schulcurriculum, Bildungsplan, ... ),
  • Information zu den Funktionen eines Leitbildes zu geben
  • Beispiele von Leitbildern einzubeziehen
  • die Schritte zum Leitbild festzulegen
  • den Zeitrahmen grob zu klären und
  • den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen der Projektgruppe „Leitbildentwicklung" und der Schulgemeinschaft sicherzustellen (z.B. durch Informationstafeln und regelmäßige Infos)

 

2. Die Projektgruppe „Leitbildentwicklung" aus Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen tritt in Aktion

Die Projektgruppe sollte zu Beginn einen Projektplan erstellen. Darin sollten die Schritte enthalten sein, die zu einem fertigen Leitbild führen sollen, zusammen mit einem groben Zeitplan. Außerdem muss geklärt werden, wie der Informationsfluss zum Lehrerkollegium, zu den Eltern und zur Schülerschaft funktionieren kann. Wenn diese Verfahrensfragen bereits am Anfang geklärt werden, lassen sich Missverständnisse vermeiden und alle wissen Bescheid, wie das gemein same Ziel erreicht werden soll.

Als erster Schritt sollte eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation der Schule gemacht werden.

Dazu gehören Stärken und Schwächen der Schule ebenso wie Aussagen über die Erwartungen, die von den verschiedenen Gruppen an die Schule herangetragen werden. Für diese Bestandsaufnahme ist es hilfreich, auf gesichertes und akzeptiertes Wissen zurückzugreifen, zum Beispiel

a) aus bereits vorhandenen Daten

  • statistische Daten, die bisher an der Schule erhoben wurden und die Entwicklung widerspiegeln
  • Ergebnisse von Umfragen aus den letzten Jahren
  • Ergebnisse von zurückliegenden SMV-Seminaren und pädagogischen Tagen
  • Festschriften oder Jahresberichte der Schule

b) aus neuen Daten

  • Die Projektgruppe kann einen Fragebogen zum Ist-Stand der Schule entwickeln. Er kann auch bereits Fragen zu den Soll-Erwartungen enthalten, sollte aber von überschaubarem Umfang sein.
  • Die Projektgruppe kann beispielsweise am pädagogischen Tag oder am SMV-Seminar Daten erheben, geeignete Methoden sind z.B. Stärken-Schwächen-Analysen, Open Space, kreative Methoden oder Interviews.

Um das Vertrauen zu fördern und um mögliche Ängste vor einer Datenerhebung abzubauen, sollte die Projektgruppe besonders auf eine transparente und klare Verfahrensweise achten. Dazu sollte im Vorfeld vor allem erklärt werden, wie die neuen Daten verwendet werden und warum die Ergebnisse daraus so wichtig sind. Die Datenerhebung muss mit vorheriger Zustimmung der Schulleitung erfolgen. Dabei sind die Vorschriften des Datenschutzes zu beachten; personenbezogene Daten dürfen deshalb nicht erhoben werden. Die Projektgruppe stellt dann die bereits vorhandenen und die neu erhobenen Daten in übersichtlicher Form zusammen und gibt sie an Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen weiter. Dabei sollten auch Interpretationshilfen an die Hand gegeben werden, zum Beispiel durch Interpretationsbeispiele oder durch einen Leitfaden zur Datenauswertung. Alle Beteiligten brauchen Zeit, um die Ergebnisse aufzunehmen, und es wird viele informelle Gespräche geben. Diese Phase ist eine unverzichtbare Voraussetzung für den darauffolgenden Leitbildtag, an dem dann die Ergebnisse sachlich und distanziert interpretiert werden können.

 

3. Der Leitbildtag

Die Schule kann einen Leitbildtag veranstalten, an dem alle Beteiligten gemeinsam am Leitbild arbeiten können. An diesem Tag sind alle Schüler:innen, das Kollegium und die Eltern beteiligt, bei beruflichen Schulen können auch Betriebsvertreter:innen eingeladen werden. Dort kommen Zukunftsvorstellungen zur Sprache, außerdem werden die Themen und die inhaltlichen Schwerpunkte des künftigen Leitbildes erarbeitet. Kernstück des Leitbildtages kann die Arbeit in Gruppen sein, in denen immer jede Interessengruppe vertreten sein sollten. Die Themenbereiche für die Gruppen können sich z.B. aus der Struktur des vorangegangenen Fragebogens ergeben, oder sie orientieren sich an den Qualitätsbereichen, die von der Qualitätsentwicklung an Schulen her bekannt sind. Auch neue Themenbereiche, die bisher durch die Bestandsaufnahme nicht erfasst wurden, können Gegenstand der Gruppenarbeit sein.

Bei der Arbeit am Leitbild muss man auf eine Balance zwischen visionärem und pragmatischem Denken achten. Die Frage nach der Umsetzbarkeit soll nicht jede etwas kühnere Zukunftsvorstellung blockieren.

Umgekehrt sollen Ziele nicht völlig abgehoben von der Realität formuliert werden. Bei der inhaltlichen Arbeit kann man sich an den folgenden Stichwörtern orientieren: Aufgabe, Werte, Vision.

  • Aufgabe:
    Die Gruppe verständigt sich über den Daseinszweck der Schule und ihren gesellschaftlichen Auftrag. Unter diesem Aspekt wird die Außenwirkung des künftigen Leitbildes betont.
  • Werte:
    Die Gruppe befasst sich mit den Wertvorstellungen, die das Leben an der Schule leiten sollen (Menschenbild, Prinzipien der Kommunikation und Kooperation) .
  • Vision:
    Die Gruppe betrachtet die Entwicklungsvorstellungen für die Schule sowohl im Blick auf den gesellschaftlichen Auftrag als auch im Blick auf die inneren Strukturen und Arbeitsschwerpunkte.

Als Teilergebnisse der Gruppenarbeit können Vorschläge für Formulierungen im künftigen Leitbild entstehen. Darüber hinaus können Vorschläge gemacht werden zu den Schwerpunkten der künftigen Qualitätsentwicklung. Am Ende sollte eine Redaktionsgruppe gefunden werden, die den Leitbildtext aufgrund der Ergebnisse der Arbeitsgruppen erarbeitet.

Für den Leitbildtag ist es wichtig

  • eine gemeinsame Einführung zu gestalten
  • vielfaltige kreative Methoden einzusetzen
  • eine gute Atmosphäre zu schaffen, z.B. an einem anderen Ort zu tagen
  • Gruppenarbeit in neuen Zusammensetzungen zu ermöglichen
  • Formulierungen der Aufgaben und die Leitfragen für die Gruppenarbeit sorgfältig zu planen
  • den Konsensbereich zu erkennen und zu bestätigen
  • Bereiche zu benennen, in denen Unvereinbarkeiten vorliegen
  • die abschließende Präsentation kreativ zu gestalten
  • Ergebnisse durch Protokolle und Aushänge zu sichern und bekannt zu machen
  • Interessenten für die Mitarbeit in der Redaktionsgruppe zu gewinnen

 

4. Das Verfassen des Textes

Eine Redaktionsgruppe erhält am Ende des Leitbildtages den Auftrag, die sprachliche und formale Gestalt des Leitbildes zu entwickeln . Deshalb ist es empfehlenswert, Mitglieder zu gewinnen, die auf diesem Gebiet über Wissen, Erfahrung und Motivation verfügen. Die Gruppe sollte aus Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen bestehen und so zusammengesetzt sein, dass alle Beteiligten die Arbeit in vertrauenswürdige Hände legen können .

Empfehlenswert ist es, neue Personen anzusprechen, die bisher nicht Mitglied der Projektgruppe waren.

Die Leitung der Projektgruppe sollte aber in der Redaktionsgruppe vertreten sein, um die Kontinuität der Arbeit zu sichern. Weil die Arbeit sehr detailintensiv wird, sollte die Gruppe nicht zu groß sein (sinnvoll sind etwa 5 Personen ). Arbeitserleichternd kann hier der Gedanke wirken, dass ein Leitbild vorläufig sein und nach ein bis zwei Jahren noch einmal zur Diskussion gestellt werden kann. Gute Arbeitsbedingungen sind auch für die Redaktionsgruppe wichtig. Es ist für die Qualität des Ergebnisses von großer Bedeutung, wie gut die Gruppe die vorhandenen Fähigkeiten zur Entfaltung bringen kann. Gegenseitige Wertschätzung und die Gewährung kreativer Freiräume sind unabdingbar. Es ist wichtig, dass alle Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen über den Stand der Entwicklung und über Vorschläge informiert werden und dass sie sich mit Ideen und Kommentaren beteiligen können.

Die Redaktionsgruppe sollte

  • vielfältige Methoden nutzen (Kreativitätsmethoden)
  • Informationen und Impulse von außen, auch von anderen Schulen, berücksichtigen
  • Informations- und Kommentar-Wand für Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen einrichten
  • Feedback einholen zu den Entwürfen : Was, wollen wir aussagen ? Wie wird es wahrgenommen?

 

5. Das neue Leitbild ist fertig

Der Abschluss des Leitbildprozesses besteht in der Zustimmung der schulischen Gremien. Die Projekt- und die Redaktionsgruppe sollten den Entwurf im Schülerrat, im Elternbeirat, in der Gesamtlehrerkonferenz und in der Schulkonferenz vorstellen. Wenn diese Gremien, insbesondere die Schulkonferenz, dem Entwurf zustimmen, ist das Leitbild demokratisch bestätigt.

Schön ist es, wenn zur Bestätigung des Leitbilds ein feierlicher Rahmen gewählt wird, um die Bemühungen aller Beteiligten zu würdigen und um die künftige Funktion des Leitbilds nochmal zu verdeutlichen.

Wenn gleichzeitig auch Beschlüsse zu ersten Umsetzungsschritten und -projekten gefasst werden, betont das die Wirksamkeit des Leitbildes. Ein Umsetzungsschritt könnte zum Beispiel sein , aus dem neuen Leitbild heraus mit der Qualitätsentwicklung zu beginnen und Bereiche festzulegen, mit denen sich dabei beschäftigen möchte.

Neben dem Leitbild gibt es an allgemeinbildenden Schulen noch das Schulcurriculum, welches das Schull eben ganz entscheidend bestimmt. Das Schulcurriculum baut auf dem Leitbild der Schule auf und beschreibt gewissermaßen, wie das Leitbild im Unterricht und im Schulalltag umgesetzt wird. Auch bei der Gestaltung des Schulcurriculums sollte sich die SMV deshalb beteiligen und darauf achten, dass die Sichtweise der Schüler:innen, ihre Ideen, Vorstellungen und Wünsche berücksichtigt werden.

 

Was kann die SMV in das Leitbild einbringen?

Die SMV sollte darauf achten, dass die Meinungen, Interessen und Wünsche der Schüler:innen im Leitbild berücksichtigt werden. Das kann in den Grundsätzen der Schule zum Ausdruck kommen, die im Leitbild formuliert werden. Beispiele können sein:

  • ein respektvoller und freundlicher Umgang miteinander,
  • eine offene und ehrliche Gesprächskultur,
  • gegenseitige Unterstützung und Anerkennung von Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern gleichermaßen
  • ein offenes und lebendiges Schulklima.
  • Das Leitbild kann auch formulieren, welche Werte und Bildungsinhalte der Schulgemeinschaft besonders wichtig sind, die sie daher an die Schüler:innen weitergeben möchte. Dabei können auch Aussagen zum Unterricht selbst getroffen werden:
  • Im Unterricht lehren und lernen wir mir zeitgemäßen Methoden.
  • Die Schüler:innen möchten wir nach ihren individuellen Talenten und Fähigkeiten fördern und fordern.
  • Wir vermitteln demokratische Prinzipien wie Mitspracherecht, freie Meinungsbildung und -äußerung sowie die Übernahme von Verantwortung durch jede:n Einzelne:n.
  • Der Unterricht soll die Selbständigkeit und Eigeninitiative von Schüler:innen fördern.
  • Wir lernen positives soziales Verhalten und leben dieses vor.

 

Im Leitbild können darüber hinaus ganz konkrete Erwartungen formuliert werden, die die Schulgemeinschaft an die einzelnen Gruppen stellt. Beispiele sind:

  • Die Schulleitung greift innovative Impulse auf und unterstützt neue Ansätze in der Schule. Sie bemüht sich um ein positives Lern - und Arbeitsklima. Die Schulleitung fördert die Gestaltung der Schule als gemeinsamen Lebensraum und unterstützt dabei die Beteiligung der SMV.
  • Die Lehrer:innen unterstützen und fördern die Schüler:innen in ihren Talenten und Fähigkeiten, sie begleiten den Lernprozess durch individuelle Rückmeldungen und stehen den Schüler:innen mir Beratung zur Seite. Außerdem fordern sie das Engagement und die Eigeninitiative der Schüler:innen und unterstützen die SMV.
  • Die Schüler:innen schaffen ein gutes Klima innerhalb und außerhalb des Unterrichts, sie unterstützen sich gegenseitig und gehen respektvoll und freundlich miteinander um. Außerdem engagieren sie sich für ihre Mitmenschen und für die Schulgemeinschaft, sie bringen eigene Ideen und Vorschläge ein und beteiligen sich aktiv an der Gestaltung des Schullebens.
  • Die Eltern beteiligen sich aktiv am Lernprozess ihrer Kinder und achten dabei auf einen regelmäßigen Austausch mit der Schule und den Lehrkräften. Sie unterstützen ein vielfältiges außerunterrichtliches Angebot der Schule und übernehmen Verantwortung bei der Organisation von Festen und Veranstaltungen, dem Mittagstisch und der Betreuung der Schüler:innen. Außerdem unterstützen sie praktisch, finanziell und ideell die Arbeit der SMV.
  • Die Ausbilder:innen tauschen sich regelmäßig mit der Schule und den Lehrer:innen über Auszubildende sowie Neuerungen in Technik, Wirtschaft und Gesellschaft aus.

 

Die SMV sollte darauf achten, dass sie im Leitbild ganz ausdrücklich als fester und wichtiger Bestandteil des Schullebens genannt wird und dass sie im Text immer wieder entsprechend erwähnt wird.

In diesem Zusammenhang können die Beiträge genannt werden, die von der SMV für das Schulleben geleistet werden. Zum Beispiel fordert die SMV ganz entscheidend das gemeinschaftliche Miteinander der Schüler:innen und das Schulklima. Sie macht demokratisches Handeln erlebbar, stärkt das Verantwortungsbewusstsein und die Eigeninitiative, fördert die Teamfähigkeit und bildet die sozialen Kompetenzen der Schüler:innen heraus. Außerdem vermittelt sie durch die praktische SMV-Arbeit wichtige Fähigkeiten wie frei es Reden und Argumentieren, Gruppenleitung oder Projektkoordination und Veranstaltungsorganisation.

Anlagen

Erstellung eines Leitbilds

Musterleitbild

Im Downloadcenter findest du im "SMV-Handbuch" Praxisbeispiele.