Konfliktmanagement

Konfliktmanagement

Wo Menschen zusammenleben und -arbeiten werden über kurz oder lang Spannungen entstehen. Unterschiedliche Ansichten, Wünsche, Pläne, Vorstellungen und Interessen, gepaart mit Sympathie und Antipathie, tragen dazu bei. Wenn Differenzen auftreten, ist das daher zunächst nichts „Böses“. Durch den richtigen Umgang damit lassen sich oft Lösungen finden, die letztendlich alle Beteiligten weiterbringen. Deswegen ist es nicht immer sinnvoll, dem Problem oder Konflikt aus dem Weg zu gehen. Oft ist es besser, die Dinge offen anzusprechen, um so eine Lösung zu finden.

Manche Konflikte entstehen nur aufgrund von Missverständnissen und nicht aus echten Interessengegensätzen. Sie lassen sich leicht vermeiden, wenn sich alle Beteiligten gegenseitig über die Arbeit der anderen informieren. Dann stellt sich oft heraus, dass man doch eigentlich das gleiche Ziel verfolgt. So ein klärendes Gespräch kann dann die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit sein.

 

In der Schule stehen sich die Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse von Schüler:innen und Lehrer:innen besonders stark gegenüber. Wer kennt die unterschiedlichen Erwartungen nicht?

  • Ein:e guter Schüler:innen sollte ...
  • Ein:e Lehrer:in sollte wenigstens ...
  • Man müsste doch erwarten können, dass ...

 

Insbesondere bei der SMV-Arbeit kann es voreingenommene Erwartungshaltungen geben, beispielsweise wenn es um die Interessenswahrnehmung der Schülervertreter:innen geht. Aber auch der Zeitaufwand für die Schülervertreter:innen ist immer ein kontroverses Thema. Die unterschiedlichen Erwartungshaltungen können von den verschiedensten Seiten kommen:

  • Verbindungslehrer:in: „Die Schülervertreter:innen nutzen mich aus, denn ich soll bei Veranstaltungen immer als Verantwortlicher herhalten.“
  • Freund:innen: „Durch die SMV-Arbeit bleibt nur noch wenig Zeit für uns.“
  • Lehrer:in: „Die schulischen Leistungen lassen nach, bedingt durch das häufige Fehlen während der SMV-Arbeit.“
  • Hausmeister:in: „Durch die SMV kommen noch mehr Forderungen und noch mehr Arbeit auf mich zu.“
  • Schulleitung: „Schülervertretungsarbeit bedeutet für mich nur noch mehr Termine.“
  • Sekretär:innen: „Das heißt für uns: noch mehr Schreibarbeit und Publikumsverkehr.“

 

An jeden von uns werden von verschiedenen Seiten unterschiedliche Erwartungen gestellt, genauso gehen aber auch wir selbst immer mit einer bestimmten Erwartungshaltung auf andere zu. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich plötzlich in einer Diskussion oder sogar in einem Streit wieder findet. Dann sollte man sich in die Rolle des anderen hineinfühlen, Vorurteile überwinden und gemeinsam eine Lösung suchen.

 

Aus Konflikten lernen

Was kann man tun, wenn Differenzen und Interessengegensätze in eine Situation führen, die eine Zusammenarbeit unmöglich machen? Auch unausgesprochene Konflikte können die gemeinsame Arbeit nachhaltig stören, sodass Vorurteile, Misstrauen und Anschuldigungen das Handeln bestimmen. In so einer Situation sollte man unbedingt die Initiative ergreifen und das Problem aus der Welt schaffen. Bei der Konfliktverarbeitung geht es aber nicht nur um das bloße Lösen von Konflikten, sondern auch um Lernprozesse bei allen Beteiligten, um Erfahrungen im Umgang mit Konflikten und um Einsichten in die Funktionsweisen des Zusammenlebens. Konflikte können dadurch auch positiv erlebt werden, denn eine Lösung stärkt die Beteiligten und vermittelt ihnen das Erfolgserlebnis, den Konflikt angemessen bewältigt zu haben.

Wenn die Betroffenen von sich aus den Konflikt nicht lösen können, sollten erfahrene Streitschlichter:innen eingeschaltet werden. Das können Ausgebildete sein oder auch die Schülersprecher:innen oder der/die Verbindungslehrer:in.

Bei der Suche nach einer Lösungsstrategie können die folgenden Überlegungen helfen:

  • Um was geht es?
  • Welche Ansichten, Wünsche, Pläne, Interessen vertreten die Beteiligten?
  • Wie ist die Betroffenheit der am Konflikt Beteiligten?
  • Ist sie unterschiedlich ausgeprägt?
  • Ist es ein Schein- oder Realkonflikt?
  • Kann man vom Konflikt Abstand gewinnen? Mit welchen Mitteln ist das möglich?
  • Wie ist der Konflikt entstanden?
  • Was war vorgefallen? Was war der Anlass?
  • War es eine ungerechte Behandlung, ein abwertendes Verhalten, eine Bloßstellung, eine Sache, die aus Gruppendruck heraus entstanden ist, eine Beschimpfung oder vielleicht auch nur ein Missverständnis?

 

Ist die Konfliktsituation geklärt, können Lösungsvorschläge gemacht werden. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass nicht einseitig Partei ergriffen wird. Das Verhalten beider Seiten hat meistens aus der Situation heraus seine Berechtigung. Nehmt die Gefühle aller Beteiligten ernst und konzentriert euch auf eine Lösung für die Zukunft, anstatt rückblickend nach dem Schuldigen zu suchen.

 

Ein Stufenkonzept für Schüler:innen

Wenn man als Schüler:in ein Problem mit einem/einer Mitschüler:in oder einer Lehrerkraft hat, weiß

man oft nicht genau, wie man in dieser Situation handeln soll. Unser Vorschlag ist ein Stufenmodell, bei dem man ganz unten anfangen sollte:

  • auf den Konfliktpartner:innen zugehen und das Problem ansprechen
  • Schülervertreter:in einschalten, der/die aufgrund seiner SMV-Tätigkeit berät und vermittelt
  • Klassenlehrer:in einschalten
  • auf Vertrauens- / Verbindungslehrer:in zugehen und um Mithilfe bitten
  • Schulleitung einschalten

 

Grundsätzlich sollte man immer versuchen, die Stufen langsam zu erklimmen und entsprechend der Situation zu reagieren. Jede Vorgehensweise hat Vor- und Nachteile, da sollte man im jeweiligen Fall abwägen. Sicher ist aber: Je niedriger die Eskalationsstufe, desto eher ist es dem anderen möglich, ohne Gesichtsverlust einen Kompromiss einzugehen.

 

Ein besonderer Weg zur Lösung von Konflikten: Deine Sicht aus meiner Sicht

Statt im Konfliktfall – wie üblich – zuerst die eine und dann die andere Seite nach ihrer Sichtweise des Problems zu befragen, sollen die Beteiligten jeweils den Standpunkt der anderen Person darlegen. Dadurch müssen sie automatisch versuchen, Verständnis für die anderen Beteiligten aufzubringen. Der Standpunkt der anderen Person soll so genau und vollständig formuliert werden, bis diese sich damit einverstanden erklärt. Den „gegnerischen Standpunkt formulieren“ heißt zwar nicht, dass man ihn so, wie man ihn formuliert, auch teilen muss. Dennoch ist man gezwungen, sich in die Rolle des anderen einzufühlen. Dabei zeigt es sich, dass die andere Person meistens nicht so gedacht hat, wie man vorab meinte und umgekehrt genauso. Diese Erkenntnis beendet Missverständnisse und öffnet den Weg zu gemeinsamen Lösungen.